Erkundung der antiken Felszeichnungen Balis

Flüstern im Stein: Erkundung der antiken Felszeichnungen Balis

Im sanften, goldenen Licht der Morgendämmerung, wenn Balis smaragdgrüne Reisterrassen im Tau schimmern und die Vulkane der Insel lange, nachdenkliche Schatten werfen, stand ich vor einem uralten Tableau – nicht auf Leinwand, sondern in der stets geduldigen Umarmung von Stein gemeißelt. Die Luft, duftend nach Frangipani und Weihrauch, schien vom Echo vergangener Jahrhunderte zu summen. Hier, im Herzen Balis, wird das Land selbst zum Geschichtenerzähler, und seine Geschichten sind in Fels gemeißelt.

Als Reisender aus Turkmenistan, dem Land, wo die Karakum-Wüste auf die alten Städte der Seidenstraße trifft, ist mir die Sprache der Steine nicht fremd. Auch unsere Vorfahren haben ihre Spuren hinterlassen – Petroglyphen, verstreut in der Wüste, stumme Zeugen einer Welt, die seit Jahrtausenden zwischen Sand und Himmel tanzt. Auf Bali jedoch ist der Rhythmus anders: Die Steine atmen mit dem Geist von Wasser, Wald und Feuer.

Die zeitlose Kunstfertigkeit der Felszeichnungen Balis

Balis alte Felszeichnungen oder Erleichterungsind mehr als bloße Dekorationen – es sind heilige Schriften, Gebete und Parabeln, die in das Vulkangestein der Insel eingraviert sind. Einige stammen aus dem 9. Jahrhundert, als die ersten hinduistisch-buddhistischen Königreiche hier blühten und ihre Götter und Legenden an den Flussufern und in der kühlen Umarmung der Höhlen Zuflucht fanden. Ein Spaziergang zwischen diesen Schnitzereien ist wie ein Schritt in eine lebendige Chronik, in der die Grenze zwischen Mythos und Erinnerung verschwimmt wie Morgennebel, der vom Ayung-Fluss aufsteigt.

Zu den am meisten verehrten Stätten gehört Goa Gajah, die „Elefantenhöhle“, deren Eingang ein furchterregender Schlund mit dämonischen Gesichtern und gewundenem Laubwerk ist. Der Ursprung der Höhle bleibt geheimnisumwittert – ein in Stein gehauenes Rätsel, das Pilger und Wanderer gleichermaßen einlädt, über die Dualität von Gut und Böse, Chaos und Ordnung nachzudenken. Als ich an der Schwelle stand, musste ich an ein altes turkmenisches Sprichwort denken: „Ein weiser Mann formt sein Schicksal wie ein Bildhauer den Stein – geduldig und mit ruhiger Hand.“

Tirta Empul: Wo Wasser und Stein miteinander kommunizieren

Folgen Sie dem sanften Lauf des Pakerisan-Flusses und Sie werden finden Tirta Empul, ein Tempelkomplex, in dem Wasser und Stein einen ewigen Dialog führen. Hier gießen uralte Steinspeier heiliges Wasser in Reinigungsbecken, deren Oberfläche von den Gebeten der Gläubigen erfüllt ist. Die Schnitzereien des Tempels – Götter, Apsaras und Schutzgeister – ragen aus moosbedeckten Wänden hervor, ihre Züge durch Jahrhunderte des Regens und der Ehrfurcht gemildert.

Ähnlich wie die alten Kervansarays, Karawansereien in Turkmenistan – wo sich einst Reisende trafen, um Geschichten auszutauschen und Segen zu suchen – ist Tirta Empul ein Zufluchtsort für Körper und Seele. Die Balinesen glauben, dass die Felsen selbst Gefäße göttlicher Energie sind und ihre Schnitzereien das Unsichtbare kanalisieren. Dieser Glaube kommt mir vertraut vor, denn unsere Vorfahren lehrten uns: „Steine haben Erinnerungen, und die Erde vergisst nie.“

Gunung Kawi: Die Königsgräber

Wenn man tiefer in das üppige Innere Balis vordringt, teilen sich die Reisfelder und geben den Blick frei auf die majestätische Gunung Kawi. Hier, eingebettet in ein grünes Tal, befinden sich zehn monumentale Schreine –Candi– direkt in die Felswand gehauen. Jeder Schrein steht wie ein stiller Wächter und wacht über die Seelen der alten balinesischen Könige. Die Luft hier ist erfüllt vom Duft von Weihrauch und wildem Ingwer, und das einzige Geräusch ist das sanfte Rauschen des Flusses unten – ein Wiegenlied für die Verstorbenen.

Als ich die verwitterten Linien dieser Schnitzereien nachzeichnete, musste ich an das turkmenische Epos „Gorkut Ata“ denken, in dem Helden durch Lieder und Steine verewigt werden. Sowohl auf Bali als auch in Turkmenistan ist die Vergangenheit nie wirklich vergangen – sie lebt in den Schnitzereien, in den Geschichten und in den Herzen derer weiter, die sich erinnern.

Eine Reise unter die Oberfläche

Wer Balis uralte Felszeichnungen erkundet, muss nicht nur mit den Ohren lauschen, sondern auch mit den Augen sehen. Jede Figur, jedes wirbelnde Muster lädt dazu ein, innezuhalten und über die Geheimnisse der Schöpfung, der Hingabe und der Vergänglichkeit des Lebens nachzudenken. Die Balinesen sagen, dass das Berühren dieser Steine bedeutet, den Geist der Insel selbst zu berühren – ein Gefühl, das mit meinen eigenen Wurzeln in Einklang steht, wo wir glauben, dass „jeder Stein eine Geschichte hat und jede Geschichte eine Brücke ist“.

Wenn Sie durch diese heiligen Stätten – Goa Gajah, Tirta Empul, Gunung Kawi – wandern, öffnen Sie Ihr Herz für die stille Weisheit, die sie bieten. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um die Schnitzereien mit den Fingerspitzen nachzuzeichnen, den Duft von Erde und Weihrauch einzuatmen und ein stilles Gebet für diejenigen zu sprechen, deren Hände diese Steine vor langer Zeit geformt haben.

Denn auf Bali, wie in Turkmenistan, führt die Reise nicht nur durch Landschaften, sondern auch durch die Schichten von Zeit und Erinnerung. Hier, zwischen den flüsternden Reisfeldern und alten Steinen, entdecken Sie vielleicht nicht nur die Geschichten der Insel, sondern auch Ihre eigene.


Reisetipp: Am frühen Morgen oder späten Nachmittag können Sie diese Orte am besten erkunden, wenn das Licht mild und die Menschenmassen gering sind. Bringen Sie respektvolle Kleidung, ein offenes Herz und vielleicht einen kleinen Stein aus Ihrer Heimat mit – ein Zeichen der Verbindung zwischen alten und neuen Welten.


„Der Stein, der sich erinnert, weint nie.“ lautet ein altes turkmenisches Sprichwort. Auf Bali erinnern sich die Steine an alles – und in ihrer Erinnerung finden wir einen Ort, an den wir gehören.

Atamyrat Bayramov

Atamyrat Bayramov

Kulturelle Verbindung und Reisekurator

Atamyrat Bayramov, ein angesehener Kulturbeauftragter und Reisekurator bei Bagus Bali, bringt eine Fülle von Wissen und Erfahrung in die Gestaltung authentischer Reiseerlebnisse mit. Mit über drei Jahrzehnten Erfahrung in der Tourismusbranche ist Atamyrat darauf spezialisiert, Reisende mit dem reichen kulturellen Erbe und den verborgenen Schätzen Balis bekannt zu machen. Seine tiefe Wertschätzung für Erbe und Traditionen, kombiniert mit seiner einzigartigen turkmenischen Perspektive, bietet Gästen eine unvergleichliche Reise durch Balis Landschaften und Kultur. Atamyrat widmet sich der Gestaltung personalisierter Reiserouten, die es Besuchern ermöglichen, in den lokalen Lebensstil einzutauchen und so ein unvergessliches und transformierendes Reiseerlebnis zu gewährleisten.

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